Reinhard Kapfhammer hat den LJKE Bayern von 2014 bis 2025 mit großem Engagement und Herzblut als Vorstand vertreten. In einem persönlichen Interview teilt er mit uns Erinnerungen, Erfahrungen und Einblicke aus seiner langjährigen ehrenamtlichen Tätigkeit.
Wir sagen von Herzen Danke – für seinen unermüdlichen Einsatz, seinen Idealismus und die tiefe Überzeugung, dass kulturelle Bildung einen Unterschied macht.
Was hat dich damals motiviert, dich ehrenamtlich im Vorstand eines Vereins zu engagieren, der die Interessen von Jugendkunstschulen vertritt und warum bist du so lange dabei geblieben?
Bei der ersten Herbstklausur des Landesverbandes 2014 – bei der Premiere noch zweitägig – waren alle, die dabei waren, am Ende sich einig: im nächsten Jahr wieder, da ist noch mehr drin! Dieses Gefühl war, glaube ich, für mich einer der wichtigsten Gründe, weshalb ich bei der Mitgliederversammlung vier Wochen zuvor in die Vorstandsarbeit des LJKE eingestiegen bin.
Welche Entwicklungen oder Projekte aus deiner Zeit im Vorstand sind dir besonders in Erinnerung geblieben – und warum?
Die Baustellen waren eigentlich von Anfang an: Was können wir dazu beitragen, um noch überwiegend ehrenamtlich geführte Einrichtungen strukturell voran zu bringen? Wie kann es gelingen, zu den konzeptionellen Standards anderer Bundesländer aufzuschließen? Wodurch erreichen wir mehr Anerkennung und vor allem: wie bekommen wir einen Fuß in die Landesförderung?
Zusammen mit tollen Vorstandskolleginnen und -kollegen und einer ab 2017 richtig gut funktionierenden Geschäftsstelle haben wir in diesen Jahren ein paar Dinge erreicht: bessere finanzielle Förderung des Verbandes und der örtlichen Einrichtungsträger, Fortbildungen und überhaupt Mitgliederservice auf hohem Niveau, ein bundesweit beachtetes Qualitätskonzept oder attraktive Formate wie eben die Herbstklausuren. Die haben sich über die Jahre als wichtige Treffen für das kollegiale Netzwerk etabliert. Von dort gehen fachliche Impulse aus und nicht zuletzt stärken sie die Haltung: Wir sind so gut, wie wir uns das selbst zutrauen!
Was bedeuten Jugendkunstschulen für dich persönlich – und was hast du in der Arbeit mit ihnen über kulturelle Bildung gelernt?
Beim Nachdenken über Jugendkunstschulen fällt irgendwann häufig der Satz: Wenn es sie nicht gäbe, müsste man sie erfinden! Vernetztes Denken, Kreativität und Ideenreichtum, Experimentierfreude oder Kooperationsfähigkeit gelten – nicht erst seit BNE – als wichtige Ziele und Eigenschaften. Und diese sogenannten Zukunftskompetenzen sehe ich wie an keinem anderen Lernort in Jugendkunstschulen und deren kulturpädagogischem Bildungskonzept abgebildet.
Dabei ist uns beispielsweise wichtig, für alle offen zu sein. Kulturelle Bildung ist aber nicht per se inklusiv, die postulierte Zugänglichkeit, Integration oder Beteiligung muss vielmehr mit guten Programmen immer wieder erst hergestellt werden.
Was hat dich in deiner Zeit im Verein besonders berührt oder inspiriert – menschlich, kulturell oder gesellschaftlich?
Besonders Spaß haben Einrichtungsbesuche gemacht. Ist zwar aufwändig, dafür gibt’s aber besondere Einsichten, die man vielleicht nur vor Ort erhält. Wirklich inspirierend war für mich das persönliche Kennenlernen aller Schul- und Einrichtungsleiter:innen aus dem ersten Kunstgrundschul-Jahrgang.
Besonders war schon auch das Zustandekommen des hybriden Corona-Jugendkunstschultags, beglückt hat mich aber vor allem die zu dem Anlass produzierte Zeitung. In der wird der Frage nachgegangen, wie Freiräume für kindliches Aufwachsen und Ergebnisoffenheit in Bildungsangeboten erweitert oder zumindest gesichert werden können. Und wie wir in und mit der Kunst die Erfahrung vermitteln können, dass die Dinge auch anders sein könnten. Immer noch lesenswert!
Welche Herausforderungen und Chancen siehst du für Jugendkunstschulen in den kommenden Jahren – und was wünschst du dem Verein für die Zukunft?
Fett waren die Jahre für sozio-kulturelle Bildungseinrichtungen in Bayern in landespolitischer Sicht sowieso noch nie, aktuell ist die Finanzausstattung der Kommunen auf dem niedrigsten Stand seit Jahrzehnten, selbst in der vergleichsweise gut aufgestellten Landeshauptstadt erwartet die Szene empfindliche Haushaltskonsolidierungen. Angesichts der eindeutigen Verlagerung politischer Prioritäten wäre es schon ein großer Erfolg, das Erreichte auf kommunaler und Landesebene zumindest halten zu können. Das wünsche ich dem Verband!
Auch und gerade weil öffentliche Förderung, Qualität und Anerkennung sich gegenseitig bedingen, müssen wir unseren Markenkern klar machen: nicht in erster Linie Dienstleister zu sein, nicht Vermittlungsagentur, sondern – mit Max Fuchs gesprochen –Jugendkunstschulen sind Labore für die Zukunft von Bildung!